Die Entwicklung des Welpen von der Geburt bis zum Junghund

Nach durchschnittlich 63 Tagen Tragzeit bringt eine Hündin ihre Welpen zur Welt. Eine instinktsichere Hündin wird die Welpen sofort nach der Geburt aus der Eihülle befreien, die Nabelschnur durchbeißen und sie massierend belecken. Dieses Brutpflegeverhalten hat eine wichtige Bedeutung: Es ist lebens- und somit arterhaltend.
Kriechend und mit pendelnden Kopfbewegungen findet der Welpe aufgrund seines bereits vorhandenen Tast- und Wärmeempfindens den Weg zur Zitze. Die Natur hat es so angelegt, dass sich die Welpen in dieser Zeit nur in Kreisbewegungen fortbewegen können. So ist gesichert, dass keiner verloren gehen kann. Die ersten 2 Lebenswochen wurden nach Trummler vegetative Phase genannt. Sie ist aber auch als Phase der inneren Zuwendung bekannt (nach Dr. D. Feddersen-Petersen). In dieser Zeit bemühen sich die Welpen immer wieder, den körperlichen Kontakt zur Mutter und den Geschwistern herzustellen, dies bezeichnet man auch als Kontaktliegen. Die Welpen unterscheiden in diesen Tagen nur unter behaglich und unbehaglich, aber auch diese Wahrnehmungen können bereits ihr künftiges Verhalten beeinflussen. Die Ohren und Augen sind noch geschlossen und auch der Geruchssinn ist noch nicht wesentlich ausgebildet. Die Welpen prägen sich aber bereits das Geruchsbild der mütterlichen Zitze ein. Sie verbringen diese Zeit vorwiegend mit Schlafen und Saugen.

In der 3. Lebenswoche befinden sich die Welpen in einer Übergangsphase. Schon das Wort „Übergangsphase“ verrät, wodurch sich diese, für die Entwicklung der Welpen sehr wichtige Woche, auszeichnet. Es ist ein verhältnismäßig schneller Übergang vom reinen „Saug- und Schlafstadium“ zum aktiven Entdecken der engeren Umwelt und zur ersten Aufnahme von Kontakten mit den Geschwistern - der erste Keim zu dem so vielschichtigen Sozialverhalten des erwachsenen Hundes. Die Welpen können nun sehen und hören, die Augen und Ohren öffnen sich zwischen dem 10. und 13. Lebenstag, wobei die richtige Sehfähigkeit und das genaue Hören erst um den 17. / 18. Tag einsetzen. Um den 11. Tag stoßen bereits die ersten Milchzähnchen durch. Um den 17. Lebenstag beginnen die ersten Aktivitäten der Welpen untereinander. In dieser 3. Lebenswoche zeigen sie auch das erste Schwanzwedeln.
Die Welpen beginnen nun, ihre Umwelt bewusst wahrzunehmen. Man beleckt sich gegenseitig und versucht Ohren, Nase und Pfoten der Geschwister ins Mäulchen zu nehmen. Jetzt beginnt normalerweise auch die Mutterhündin mit der Zufütterung. Leider verfügen heute nicht mehr alle Hündinnen über diesen Instinkt. Normalerweise würgt sie ab jetzt den Welpen einen Brei aus halbverdauter Nahrung vor. Für uns sieht das nicht sehr appetitlich aus, aber für die Welpen ist es ein Genuss und äußerst gesund, denn diese Nahrung ist durch die Magensäure der Hündin völlig keimfrei und aufgrund des bereits vorverdauten Zustandes leicht verdaulich. Die Welpen beginnen dann das Vorwürgen durch den Kontakt an der Schnauze der Mutter hervorzurufen. Dieser Schnauzenstoß ist eine angeborene Verhaltensweise, wie der Milchtritt beim Saugwelpen. Aber die Welpen beginnen nun auch Kontakt zum Menschen zu suchen, sie beginnen Geräusche zu verstehen, Gesichter zu erkennen und im Gedächtnis zu speichern.
Die 4. – 7. Lebenswoche wird als Phase der Zuwendung zur Außenwelt (Feddersen-Petersen) oder Prägungsphase (Trummler) bezeichnet.
Oft wird aber auch die 4. – 16. Lebenswoche als sensible Phase zusammengefasst. Die Welpen werden nun zunehmend aktiver, die Lagerbindung löst sich und der Folgetrieb setzt ein. Es ist jetzt ganz wichtig, dass der Züchter den Welpen einen abwechslungsreichen Auslauf ermöglicht und für ständig neue Umweltreize sorgt. Auch die Mutterhündin beginnt jetzt mit ihren Lernspielen, um ihrem Nachwuchs gute Hundemanieren beizubringen. Hier sollte man nicht übereilt und vorschnell eingreifen. Ebenso ist es für die Entwicklung der Welpen nicht gut, wenn die Hündin von ihnen getrennt wird, um sie zu schonen. Anders, wenn eine Hündin ihren Aufgaben als Mutter nicht gewachsen ist, dann sollte man ihr diese Aufgabe auch nicht zumuten. Die Welpen lernen nun auch eine natürliche Beißhemmung, was für ihr zukünftiges Leben sehr wichtig ist. Die Beißhemmung ist nicht angeboren, sie muss von jedem Welpen erst erlernt werden!
Genauso wichtig ist es jetzt für den Welpen, möglichst intensiv auf den Menschen „geprägt“ zu werden. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Welpen, die in dieser Zeit keinen Kontakt zu Menschen hatten, nie in der Lage sind, ein normaler Familienhund zu werden. Je intensiver der Kontakt zum Menschen in dieser Zeit ist, um so besser. Dabei sollte man die Welpen mit den unterschiedlichsten Menschentypen vertraut machen (Babys, Kleinkinder, Jugendliche und ältere Menschen unterschiedlichen Geschlechts). Aber nicht nur das Verhältnis zum Menschen wird in dieser Zeit bestimmt, sondern man kann auch die spätere Lernfähigkeit des Hundes in dieser Zeit beeinflussen. Deshalb sollte diese Zeit vom Züchter intensiv für die Welpen genutzt werden. Mit 7 Wochen kennen die Welpen ihre kleine Welt und können ihre Familien- bzw. Rudelmitglieder unterscheiden.
Meist wechseln die Welpen zu Beginn der Sozialisierungsphase (ca. 8. – 12. Lebenswoche) in ihr hoffentlich endgültiges neues Zuhause. Mit Beginn dieses Lebensabschnittes wird von ihnen eine immer straffere Disziplin gefordert. Es geht nun um die endgültige Sozialisierung des schon geprägten Welpen in der Menschenfamilie. Nun sollte sich der neue Besitzer möglichst viel Zeit für das neue Familienmitglied nehmen und ihn von Anfang an behutsam aber konsequent auf das Leben in der menschlichen Gemeinschaft vorbereiten. Der Welpe wird nie wieder so aufnahmefähig und lernbereit sein, wie in seiner Welpen- und Junghundzeit.
Der Welpe sollte mit 12 Wochen bereits die Umgangsformen mit Artgenossen und mit uns Menschen kennen, stubenrein sein, seine Beißhemmung gegenüber dem Menschen gefestigt und sich harmonisch in sein neues Mensch-Hund-Rudel eingefügt haben. Er muss seinen Platz in der Familie kennen und zu seinem Rudelführer voller Respekt aufblicken. Kennt er seinen Platz in der Familie noch nicht oder zeigt er gar Angst vor seinem Rudelführer dann hat dieser etwas Entscheidendes falsch gemacht.
Je älter die Hunde werden, um so schwerer wird es auch, die einzelnen Entwicklungsabschnitte festzulegen. Bei den verschiedenen Hunderassen gibt es da größere Schwankungen. Einige Rassen (meist kleinere) sind frühreif, andere dagegen spätreif. Gerade die Rangordnungsphase (ca. 13. – 16. Lebenswoche) zeigt dies deutlich. Sie ist bei temperamentvollen oder zur Aggression neigenden Hunden viel schärfer erkennbar, als bei anderen Hunden. In dieser Zeit liefern sich die Junghunde neben „lausbubenhaften“ Rangeleien auch sehr überzeugende Mutproben. Wir können jetzt in dieser Zeit schon mehr von unserem Junghund fordern. Voraussetzung ist aber, dass wir die gewünschten Verhaltensweisen aus dem Spiel herausarbeiten und mit Belohnung fördern. Auf Starkzwang ist bei der Erlernung von Kommandos in diesem Alter zu verzichten. Wurde eine Übung richtig ausgeführt, wird sie auf keinen Fall wiederholt, sondern mit einem Spiel belohnt. Unser Hund will jetzt die Autorität anerkennen können, die ihm in freier Wildbahn sein Überleben sichert. Das stellt hohe Anforderungen an uns.
Der Welpe hat sich in das zwischenartliche Verhältnis eingepasst und beginnt nun zu erkunden, welche Möglichkeiten er hat, um seinen Status und Freiraum zu verbessern bzw. zu vergrößern. Hier muss der Hundeführer und die Bezugsperson dem Welpen physische und psychische Überlegenheit demonstrieren. Viele spätere Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten finden ihren Anfang in der Zeit der Rangordnungsphase.
Ab dem 5. Lebensmonat ist unser Hund den Welpenschuhen entwachsen und zählt nun zu den Junghunden. Man nennt diese Entwicklungsphase auch Rudelordnungsphase. Die menschliche Führung innerhalb der Familie ist für den Junghund eine biologische Notwendigkeit. Die Vorrangstellung vom Menschen muss jetzt deutlich geklärt sein. In dieser Zeit werden wichtige angeborene und erlernte Verhaltensmuster ausgeprägt. Diese Zeit darf man nicht ungenutzt verstreichen lassen. Auch wenn wir keinen Sport-, Dienst- oder Jagdhund ausbilden wollen, sollten wir auf jeden Fall unseren Hund etwas erlernen lassen. Er befindet sich noch in einem ausgeprägtem Lernstadium. Unser Hund beobachtet uns sehr genau. Versagen wir als „Leitbild“ so kann er bestrebt sein, seine Ranghöhe zu verbessern. Das beginnt damit, dass er sich weniger um die Wünsche seines Besitzers kümmert und dessen Kommandos geflissentlich überhört. Oder er versucht Sachen, die bisher tabu waren, in Frage zu stellen. Er fordert uns heraus.
Die nächste, für uns anstrengende, Entwicklungsphase ist die Pubertät des jungen Hundes. Ähnlich wie bei unseren Kindern ist das Erlangen der sexuellen Reife nicht gleichbedeutend mit dem Erwachsensein des Hundes. Die Pubertätsphase erstreckt sich bei vielen Hunden noch über das ganze 2. Lebensjahr. Es ist eine Phase der Selbstfindung. Jetzt werden zwischenhundliche Auseinandersetzungen bei Rüden häufiger und schärfer. Die Hunde werden selbstständiger und ungebärdiger. Bei Hündinnen ist häufig eine erwachende Aggression auf andere Hündinnen zu beobachten. In dieser Zeit machen unsere Hunde auch zwei Phasen mit plötzlicher Unsicherheit durch. Dies geschieht in der Regel im Zeitraum um den 6. und 9. Lebensmonat. Jetzt erwacht auch in unseren Hunden der Jagd- und Wachinstinkt. So werden auf einmal Besucher angeknurrt, das Auto aufs Stärkste gegen Passanten verteidigt oder auf einem Spaziergang entgegenkommende Personen misstrauisch beäugt. Jetzt sollte jeder seinen Hund bereits so gut kennen und erzogen haben, dass er auch diese Entwicklungsphase gut meistert. Dann wird Ihr Hund Ihnen auch später immer ein angenehmer und verlässlicher Begleiter sein.


Warum Welpen-Spiel-Stunden?

An den Welpen-Spiel-Stunden können Welpen im Alter zwischen 8 und 16, max. 20 Lebenswochen teilnehmen, da die Gehirnentwicklung mit der 16. Lebenswoche nahezu abgeschlossen ist.
Je besser der Welpe in dieser Zeit gefördert wird, desto mehr Verschaltungen können sich in seinem Gehirn bilden. Diese Verschaltungen bilden die Grundlage dafür, wie gut der Hund in seinem weiteren Leben lernen kann. Alles, was der Welpe in dieser Zeit wiederholt erfährt und gelernt hat, ist beinahe unauslöschbar in seinem Gedächtnis verankert. Deshalb sollte er in dieser Zeit auch möglichst keine negativen Erfahrungen machen. In den letzten Jahren wurden von praxiserfahrenen Hundeausbildern Methoden der Welpen- und Junghunderziehung entwickelt, die fast ausschließlich ohne negative Einwirkungen auskommen.
Bei den Welpen-Spiel-Stunden soll der Welpe in der Frühstphase intensiv gefördert werden. Sie dienen der behutsamen Erziehung des Hundes und der Vermittlung des notwendigen Wissens (in Theorie und Praxis) an seinen Besitzer für den Umgang mit seinem Hund.

 

Wozu dienen Welpen-Spiel-Stunden?

In der Welpen-Spiel-Stunde kann er sich mit seiner Umwelt aktiv auseinandersetzen, seine geistigen und körperlichen Fähigkeiten trainieren, sein Selbstbewusstsein stärken und seine Umweltsicherheit festigen.

 

Der Welpe lernt:

  • die Hundesprache, d. h., er lernt sich anderen Hunden gegenüber richtig zu verhalten,
  • durch Versuch und Irrtum, wie man spaßig miteinander spielen kann, obwohl der eine groß und der andere klein, der eine ganz zottelig und der andere ganz glatt ist,
  • dass Menschen nichts Furchterregendes sind und man vor ihnen keine Angst zu haben braucht,
  • dass er vor Alltagssituationen keine Angst haben muss,
  • wie schön und sicher es bei Frauchen oder Herrchen sein kann,
  • den richtigen Umgang mit bzw. die Gewöhnung an Umweltreize,
  • er schult seine Sensorik und Motorik.

Und bei all dem vielen Lernen wird Ihr Hund noch jede Menge Spaß in den Spiel-Stunden haben. Weitere Übungen, die der Welpe in den Spiel-Stunden "spielend" erlernen soll:

  • Leinenführung,
  • Stehübung auf dem Tisch zwecks Ohren-, Gebisskontrolle und Fellpflege,
  • Komm-Übungen, auch unter Ablenkung,
  • Sitz und Sitz mit Entfernung des Hundeführers,
  • Platz und Platz mit Bleib,
  • Geschicklichkeitsübungen mit Hindernissen,
  • Verhalten gegenüber anderen Tieren,
  • Fährtenarbeit (wenn gewünscht),
  • intensive Bindung an seinen Menschen.

Zecken & Co.

Was sind ...

  • Sandmücken?
    Sie kommen in südlichen Ländern (Mittelmeerländer, wie z. B. Portugal, Spanien, Frankreich (speziell Südfrankreich), Italien, Griechenland, Ungarn, Kroatien etc.) vor, sind ca. 2 mm groß, entwickeln ihre Aktivitäten von ca. April bis November, beginnen ihre "Angriffe" bei Einbruch der Dämmerung und beenden diese kurze Zeit vor Sonnenaufgang.
  • Herzwürmer?
    Herzwürmer (Dirofilarien) werden durch Sandmücken übertragen und leben in den großen Blutgefäßen und im Herzen von Hunden. Sie vermehren sich dort und verursachen massive Kreislaufbeschwerden und sind nur sehr schwer zu behandeln. Eine Infektion kann, je nach Verlauf, mit dem Tod des Hundes enden. (Sofort zum Tierarzt!)
  • Zecken?
    Z
    ecken sind in den Mittelmeerländern, Südfrankreich, Ungarn, das ganze Jahr aktiv. Sie übertragen z. B. Babesiose, Ehrlichiose und Borreliose.

 Was ist ...

  • Babesiose?
    Babesien, winzig kleine Parasiten, kommen vor allem in den Mittelmeerländern, Südfrankreich und Ungarn vor. Und jetzt auch aktiv in Deutschland! Ist der Hund infiziert, zerstören sie die Blutkörperchen, es kommt zu Blutarmut und Fieber.
  • Ehrlichiose? (Mittelmeerländer, Tropen, Subtropen)
    Ehrlichien sind Bakterien, die sich u. a. in Leber, Milz und Lymphknoten vermehren. Die Folge sind Blutarmut und punktartige Blutungen.
  • Borreliose?
    Borrelien sind Bakterien, die u. a. Gelenkschwellungen, -schmerzen und Lymphknotenvergrößerungen verursachen.

Alle diese Zeckeninfektionen können, je nach Krankheitsverlauf, für den Hund tödlich enden - sofort zum Tierarzt!!!

  • Leishmaniose?
    Leishmaniose wird durch den Stich der infizierten Sandmücke übertragen. Je nach geografischer Lage ihres Auftretens gibt es unterschiedliche Erregerarten (Leishmanien). Als Folge können bei dem infizierten Hund am Anfang Durchfall, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Fell- / Hautprobleme (speziell an den Ohren) auftreten. Die Leishmaniose ist behandel- und eingrenzbar, jedoch nicht heilbar. Je nach Verlauf kann sie mit dem Tod des Hundes enden. (Sofort zum Tierarzt!)

Zum Schluß noch eine Anmerkung: Um kein Risiko einzugehen, gibt es für unsere Hunde nach einem Urlaub im Süden einen Tierarzt-Check, hauptsächlich auf Leishmaniose und Herzwürmer.